Am 8. Januar 2016 fand die 11. Vollversammlung der Arbeitsgemeinschaft Gefahrgut und Umweltschutz statt. Zugleich konnte das 10jährige Bestehen gefeiert werden.
Zehn Jahre Arbeitsgemeinschaft Gefahrgut und Umweltschutz der Feuerwehrinspektion Bad Kötzting – ein respektables Jubiläum, das es galt zu feiern.
Ebenso wie bei der Gründungsversammlung 2005 war traditionell am Freitag nach Heilig-Drei-König wiederum das Gerätehaus der FFW Arrach der Ort, zu dem sich anlässlich der 11. Vollversammlung rund 50 Mitglieder versammelten. Unter den Gästen konnte der Leiter der Arbeitsgemeinschaft, Bernhard Hatzinger, auch den fachbezogenen KBM a.D. Hans Braun, KBM Atemschutz und Gefahrgut Christian Scheuer, KBM Josef Pritzl, KBI Michael Stahl, den Leiter des ABC-Zuges der FFW Cham, Erwin Löffler, den Ortsbeauftragten des THW Cham, Dominik Schmidt, Bürgermeister Sepp Schmid und Landesfachdienstleiter des BRK, Tobias Muhr, begrüßen. In der Fahrzeughalle und später weiter im Schulungsraum erläuterte letzterer allen Anwesenden umfassend die Möglichkeiten und den Einsatzwert des neu in Dienst gestellten Gerätewagens CBRN(E). Dieses neue Fahrzeugkonzept wurde maßgeblich durch die Vorgaben des BRK-Kreisverbandes Cham entwickelt und für insgesamt fünf Standorte in Bayern (Garmisch-Partenkirchen, Landshut, Haßberge, Straubing, Cham) mittels Fördermittel des Freistaates Bayern beschafft. Das moderne Fahrzeug verstärkt die Ausstattung in einem besonders sensiblen Bereich der Gefahrenabwehr von chemischen(C), biologischen(B), radioaktiven(R), nuklearen(N) und explosiven(E) Bedrohungsszenarien und es ist eingebunden in ein durchdachtes Konzept. Durch die Verwendung eines relativ kleinen Fahrzeuges, das dennoch viel Beladung mitführt, ist es sehr schnell und flexibel. Unter anderem 50 Einweganzüge, diverses medizinisches Gerät aber auch Dekontaminationszubehör sind verladen, und dies ist nur ein sehr kleiner Teil. Neben der Zusammenarbeit mit der Feuerwehr in einer DEKON-Einheit, in der Patienten, die mit Gefahrstoffen kontaminiert sind, am Einsatzort dekontaminiert (=gereinigt) werden, ist eine weitere Hauptaufgabe der Kollegen (hoch)infektiöse Patienten unter Berücksichtigung des entsprechenden Eigenschutzes medizinisch zu versorgen und in eine weitere Versorgungseinrichtung zu verbringen. „Anfangs sind wir sehr belächelt worden, aber heute sind wir für nahezu alle Herausforderungen gerüstet und nicht mehr wegzudenken.“, so Muhr. „Unsere Retter können Patienten, die mit Giftstoffen in Berührung gekommen sind, medizinisch behandeln und gleichzeitig dekontaminieren. Das ist ein Vorteil für die Patienten, den nur das BRK bieten kann.“, wusste Muhr zu berichten. Besonders wertvoll für die Feuerwehr ist auch der Einsatz dieses Gerätewagens zur Absicherung der CSF-Träger, sollte es hier zu einem Unfall oder einer Kontamination eines Feuerwehrmannes im Einsatz kommen. Vor allem aber seitens Rettungsdienst und SEG liegt der Einsatzschwerpunkt dieses Fahrzeuges, da in großen Mengen Schutzausrüstung vorgelagert wird. Aber auch für ämter (Veterinärämter und dergleichen) kann hier als Dienstleister agiert werden. Material und Personal des Fahrzeuges sind für die Behandlung von 9 Verletzten ausgelegt. Damit setzt das BRK als größte Rettungsdienst- und Katastrophenschutz-Organisation neue Maßstäbe. Muhr ist zudem Leiter der Taskforce „HOKO“ (hochkontaktiöser Patient), die z. B. beim Ebola-Ausbruch in Afrika zum Einsatz kam. Das BRK unterhält dazu in ganz Bayern elf ehrenamtliche Sondereinheiten des Rettungs- und Katastrophenschutzes mit 200 voll ausgebildeten Kräften, davon 30 Mann in Cham – die größte Helferzahl in Bayern an einem Standort. Die erste Sondereinheit wurde 1987 von Michael Daiminger in Cham gegründet. „Wenn man das politische Umfeld (Terrorangriffe, Flüchtlingsproblematik) so anschaut, dann ist das alles nicht mehr gar nicht so weit weg von uns.“, stellte Bernd Hatzinger in den Raum. Jeder der Leute, die aus anderen Ländern kommen, könnte in Begleitung von Krankheiten sein, die es bei uns nicht gibt, bzw. ausgerottet sind (Ebola, Typhus usw.). Auch jede Großveranstaltung (G7-Gipfel, Fußballspiel usw.) berge eine Gefahrenlage. Nach einem gemeinsamen Essen ließ Bernd Hatzinger die letzten zehn Jahre mittels vieler Bilder über Einsätze und Aktivitäten noch einmal Revue passieren. Zur Gründungsversammlung am 16. September 2005 in Arrach trafen sich 27 hochmotivierte Aktive aus Arrach und von der Schlauchwagentruppe Bad Kötzting. In den folgenden Jahren folgten eine Reihe von GSG-T-Lehrgängen, CSF-Training, Gefahrgutworkshops, Fachvorträge, Aktionswoche mit Einsatzübungen, Viel Zeit und Energie wurde vom Ausbilderteam der AG-GU in die Wärmebildkamera-Schulungen und Taktikschulungen Gefahrgutersteinsatz mit TUIS-VR gesteckt. 2010 wurden eigene Alarmierungsschleifen sowie eine Alarm- und Ausrückordnung eingeführt. Seit April 2011 ist die AG nun auch in die offiziellen Alarmpläne eingegliedert. Auch einige Anschaffungen wurden getätigt: z. B. WAB-Umweltschutz (bei FF Arrach), Messkoffer (bei FF Miltach), Geräteanhänger ölwehr (bei FF Miltach), Mehrfachmessgerät mit PID-Sensor (bei FF Arrach), CO-Warner für alle Führungskräfte sowie FF Engelshütt, Rimbach und Thürnstein. Herausgehoben wurde auch die große deutsch-tschechische Gemeinschaftsübung Gefahrgutunfall in Janovice. Zwei spektakuläre Einsätze in 2015 waren die Bereitstellung Dekon V-Komponente beim G-7-Gipfel im Raum Garmisch-Partenkirchen und die Dekontaminationsmaßnahmen bei der Vogelgrippe in Roding-Mitterkreith. Hatzinger gab auch einen Ausblick auf 2016. Am 12. Februar findet ein Experimental-Vortrag Gefährliche Stoffe von Dr. Thomas Scheubeck in Cham statt. Neu im ADR ist ab 1. Januar 2016 das elektronische, papierlose Beförderungspapier, das mittels einer Notrufnummer am Fahrzeug angebracht ist. „Es wird unsere Arbeit nicht gerade erleichtern.“, meinte Hatzinger eher kritisch. „Der momentane Stand liegt bei 100 Leuten. Davon sind 70 ausgebildete Chemieschutzträger.“, ließ Hatzinger stolz verlauten. An die Teilnehmer des G7-Gipfels (Stefan Drexler (FF Arrach), Florian Weber (FF Arrach), Mathias Multerer (FF Arrach), Michael Kraus (FF Arrach), Martin Raab (FF Blaibach), Christian Amberger (FF Blaibach), Martin Silberbauer (FF Haibühl-Ottenzell), Johannes Winter (FF Lohberg), Christian Bergmann (FF Lam), Domenik Stasch (FF Lam), Sebastian Heler (FF Lam) und Josef Dachs (FF Grafenwiesen)) überreichte er als Dank Plaketten. Bürgermeister Sepp Schmid freute sich über die aktive Truppe, die sich laufend weiterbildet und neben ihren Grundtätigkeiten in der Feuerwehr auch noch in der AG mitmacht. Im Zeitalter von Atomkraftwerken, Biogasanlagen, Elektrofahrzeugen mit Lithium-Ionen-Akkus und immer mehr werdenden gefährlichen Stoffen und Gefahrguttransporten sei dies wichtiger denn je. „Es geht nur mit Gemeinsamkeit und Zusammenhalt.“, betonte KBM Christian Scheuer. Die Einsätze würden immer mehr, die Leute eher weniger. Sein Dank galt den Partnern BRK, THW und dem ABC-Zug Cham. Erwin Löffler, Zugführer des ABC-Zuges Cham, gratulierte ebenfalls zum Jubiläum. Er begrüßte vor allem die über die Jahre immer bessere Vernetzung der Hilfseinrichtungen und wünschte, dass alle stets unversehrt von ihren Einsätzen zurückkommen mögen. KBI Stahl blickte auf die Entwicklung der AG in den letzten Jahren zurück und dankte den „Urgesteinen“ Michael Daiminger, Hans Braun, Fred Wutz und Walter Sporer. Man könne sehr stolz darauf sein, was hier in der Vergangenheit geleistet wurde und auch der Blick in die Zukunft stimme ihn sehr positiv. Auch er dankte den Verantwortlichen für die hervorragende Arbeit, die auch überörtlich Anerkennung finde. Vor zehn Jahren habe er als junger, dynamischer Kommandant der FFW Arrach engagierte Wegbereiter und mit Bernd Hatzinger einen äußerst kompetenten Gefahrgutfachmann und fähigen Leiter der AG gefunden. „Eine wunderbare Freundschaft und eine fruchtbare Feuerwehrgeschichte hat damals begonnen.“, sagte Stahl und überreichte ein wertvolles Präsent.
(Bericht und Bilder KBI-Bad Kötzting)
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